23 / 2018

Dipl.-Kff. Ute Schiefelbein

Was GmbH-Geschäftsführer aktuell verdienen

Die Jahresgesamtbezüge von GmbH-Chefs sind bei Steuerprüfern ein beliebtes Prüfungsfeld. Unterstellen sie verdeckte Gewinnausschüttung, drohen der Gesellschaft hohe Steuernachzahlungen. Besonders Gesellschafter-Geschäftsführer brauchen branchenspezifische Vergleichswerte, um den Fiskus von der Angemessenheit ihrer Bezüge zu überzeugen. Von hoher Praxisrelevanz sind die Gehaltsstudien von BBE media, weil die Finanzgerichte sich darauf berufen (z.B. FG Mecklenburg-Vorpommern, Urt. v. 21.12.2016 – 3 K 272/13). Über die wichtigsten Ergebnisse der im Jahr 2018 durchgeführten Umfrage wird nachfolgend ein Überblick gegeben.


I. BBE Gehaltstruktur-Untersuchung 2018

Die aktuelle bundesweite Umfrage führte BBE media gemeinsam mit der Centrale für GmbH und weiteren Kooperationspartnern durch. 2.921 Teilnehmer bieten eine gute Basis für die Darstellung der Verdienstsituation von Geschäftsführern in 68 Branchen.


II. Jahresgesamtbezüge

Die Jahresgesamtbezüge (Summe aus Jahres-Bruttofestgehalt + Tantieme + jährl. Rückstellung für Pensionszusage + Vorteil aus kostenloser Pkw-Nutzung + sonstige Spar-/Versorgungsleistungen) fallen im Vergleich zum Vorjahr im Mittel um 0,2 % höher aus. Die Jahresgesamtbezüge der meisten GmbH-Geschäftsführer liegen zwischen 100.000 und 260.000 € im Jahr, wobei die Spanne bei unter 50.000 € beginnt und bei 1.531.932 Mio. € endet. Die höchsten Jahresgesamtbezüge erhält ein Geschäftsführer im Wirtschaftszweig Industrie, in dem auch insgesamt am besten verdient wird. 25 % der Geschäftsführer erhalten hier im Jahr mehr als 280.000 €, die Hälfte (Median) immerhin über 190.000 €. Mit deutlichem Abstand folgt der Wirtschaftszweig Großhandel, in dem die entsprechenden Verdienste über 202.000 € bzw. 160.000 € liegen (s. Tabelle 1).

Tabelle 1: Jahresgesamtbezüge von GmbH-Geschäftsführern 2018
 

Wirtschaftszweig

Höchstwert

Oberes Quartil*

Median*

Dienstleister

1.073.200 €

196.472 €

145.343 €

Einzelhandel

644.886 €

177.423 €

139.380 €

Großhandel

1.303.512 €

202.047 €

160.827 €

Handwerk

574.802 €

166.737 €

129.065 €

Industrie

1.531.932 €

280.750 €

190.765 €

* Oberes Quartil = 25 % der Befragten erhalten Vergütungen, die über dem angegebenen Wert liegen – Median = Der angegebene Wert liegt in der Mitte der berücksichtigten Vergütungen; 50 % liegen über, 50 % unter diesem Wert.

Quelle: BBE-Studie „GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2019“, LPV GmbH, Neuwied.

Die ist unverkennbar ein maßgebender Faktor für die Höhe der Bezüge. Verdient die Hälfte der Geschäftsführer in GmbHs mit bis zu zehn Beschäftigten mehr als 116.000 € (Median), liegen die Jahresbezüge bei GmbHs mit 20 Mitarbeitern bereits über 137.000 €. Bei mehr als 250 Beschäftigten steigen die jährlichen Gesamtbezüge für die Hälfte der Positionsinhaber sogar auf mehr als 201.000 €. In der Tendenz gleiche Ergebnisse ergeben sich, wenn der GmbH-Jahresumsatz als Referenzgröße genommen wird (s. Schaubild 1).

Quelle: BBE-Studie „GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2019“, LPV GmbH, Neuwied.

Die der Gesellschaft ist ein weiteres Kriterium mit unmittelbarer Auswirkung auf die Höhe der Vergütung. Je höher die Umsatzrendite der GmbH ist, desto mehr verdienen GmbH-Geschäftsführer. Erhält die Hälfte der Geschäftsführer bei einer Umsatzrendite bis 2 % mehr als 122.000 €, sind es bei einer Umsatzrendite bis 5 % bereits über 143.000 €. Bei einer Umsatzrendite von mehr als 10 % steigern sich die Jahresbezüge sogar auf mehr als 177.000 €. Die Wechselwirkung verstärkt sich noch, wenn als zusätzliches Unterscheidungskriterium die Unternehmensgröße hinzutritt.

Bei einem Jahresumsatz bis 1 Mio. € und einer Umsatzrendite bis 5 % liegen die Jahresbezüge bei der Hälfte der Geschäftsführer über 105.000 €. Bei gleicher Umsatzrendite und einem Jahresumsatz bis 10 Mio. € steigen die Bezüge auf mehr als 163.000 €.


III. Tantiemen

Tantiemen spielen im Rahmen der Geschäftsführervergütung eine große Rolle. Mehr als drei Viertel der GmbH-Geschäftsführer haben sich mit der Gesellschaft auf eine zusätzliche variable Vergütungskomponente verständigt. Im Wirtschaftszweig Industrie spielt dabei die Tantieme mit 85,6 % eine weitaus größere Rolle als z.B. im Einzelhandel (75,8 %) oder bei den Dienstleistern (74,3 %).

Der Anteil der Geschäftsführer mit Tantiemevereinbarung, die tatsächlich auch eine Zahlung erhalten haben, liegt aktuell bei 89,9 % und damit unter dem des Vorjahres (93,8 %). Auch in diesem Jahr gibt es aber wieder eine große Streubreite. Die Spanne reicht dabei von Tantiemen im dreistelligen Bereich bis zum Spitzenbetrag von 978.270 €. Bei 15,5 % der Geschäftsführer beträgt die Tantieme maximal 10.000 €. Rund 26,4 % erhielten bis 25.000 € und über 44,6 % über 25.000 €.

Umsatzrendite und Tantiemehöhe stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Mit steigender Umsatzrendite erhöhen sich auch die Tantiemeleistungen der GmbHs. Liegt der mittlere Tantiemewert bei einer GmbH-Umsatzrendite von 2 % bei 8.344 €, erhöht er sich bei steigender Umsatzrendite kontinuierlich (s. Schaubild 2).
 

Quelle: BBE-Studie „GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2019“, LPV GmbH, Neuwied.


IV. Altersversorgung

Vorsorgemaßnahmen für das Alter sind bei GmbH-Geschäftsführern eine feste Größenordnung. Fast jeder hat in seinem Anstellungsvertrag dazu einen speziellen Passus. Die Bandbreite reicht von Direktversicherung über Kapitallebensversicherung, Pensions- und Unterstützungskasse bis zur Pensionszusage.

Mit einem Anteil von mehr als 86,4 % wird die Direktversicherung am häufigsten gewählt. Auffällig in dem Zusammenhang ist, dass für mehr als 90,8 % der Geschäftsführer mit Pensionszusage zusätzlich Beiträge in eine Direktversicherung eingezahlt werden.

Sonstige Versorgungsleistungen seitens der GmbH spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Am meisten nachgefragt sind weiterhin die Pensions-/Unterstützungskassen. Deren Anteil ist jedoch im Vergleich zur letzten Umfrage (37,4 %) um sechs Prozentpunkte auf 31,4 % gesunken. Bei Kapitallebensversicherungen beträgt der Anteil 6,4 %.

24,4 % der GmbH-Chefs besitzen eine Pensionszusage von ihrer Gesellschaft. Obwohl diese spezielle Form der Absicherung der Altersversorgung die für GmbHs kostspieligste Variante ist, lässt sich damit ein doch beachtlicher Teil in die Pflicht nehmen. Die entsprechenden Vereinbarungen werden im Regelfall nicht bereits bei der Anstellung des Geschäftsführers betroffen, sondern erst nach längerer Tätigkeit in der Spitzenposition der GmbH. Bei der Höhe der Zusage halten sich die GmbHs weitgehend an die Vorgaben des BFH. Die zugesagten Rentenbezüge liegen bei mehr als 87,4 % der Geschäftsführer mit Pensionszusage unter 75 % der am letzten Bilanzstichtag bezogenen Aktivbezüge.

Als Alterssicherungsinstrument besonders beliebt ist die Pensionszusage in den Wirtschaftszweigen Industrie und Großhandel. 34,2 % der Positionsinhaber in der Industrie verfügen darüber. Im Großhandel sind es 31,9 %, im Handwerk 24,6 %, bei den Dienstleistern 20,4 % und im Einzelhandel 19,7 %.


V. Dienst-Pkw

Der Dienstwagen gehört neben der Direktversicherung zu der am häufigsten anzutreffenden Zusatzleistung von GmbHs für Mitglieder der Geschäftsführung. 86,2 % der Geschäftsführer haben Dienstwagen zur Verfügung, die sie auch kostenfrei privat nutzen dürfen. 7,1% haben sogar Zugriff auf mindestens zwei Pkws. Kostenfrei heißt in dem Zusammenhang, dass sie der Gesellschaft dafür kein Entgelt zahlen müssen. Beim Fiskus ist der aus der privaten Nutzung resultierende geldwerte Vorteil der Steuer zu unterwerfen. Die meisten Positionsinhaber (86,6 %) machen das pauschal mit der Ein-Prozent-Methode. Dies gilt grds. auch bei hochwertigen Fahrzeugen. Allerdings wird hier in der Tendenz häufiger der Steuervorteile wegen der Einzelnachweis gewählt. Entscheiden sich bei Pkw-Bruttolistenpreisen bis 30.000 € lediglich 10,3 % für eine Fahrtenbuchführung, sind es bei Bruttolistenpreisen über 60.000 € immerhin bereits 29,6 %.

Die Pkw-Bruttolistenpreise übersteigen immer häufiger die 100.000 €-Grenze. Die Hälfte der GmbHs stellt den Geschäftsführern jedoch Fahrzeuge zur Verfügung, deren Anschaffungskosten unter 68.000 € liegen. Bei einem Viertel sind es andererseits aber mehr als 85.560 €. Der teuerste Dienstwagen kostet 357.000 € (s. Tabelle 2).

Tabelle 2: Dienstwagen von GmbH-Geschäftsführern
 

Bruttolistenneupreise Dienstwagen

Wirtschaftszweig

Höchstwert

Oberes Quartil

Median

Dienstleister

269.000 €

83.000 €

65.400 €

Einzelhandel

218.700 €

83.600 €

65.000 €

Großhandel

357.000 €

90.400 €

73.375 €

Handwerk

250.000 €

80.300 €

65.850 €

Industrie

217.271 €

95.810 €

78.000 €

Gesamt

357.000 €

85.560 €

68.000 €

Quelle: BBE-Studie „GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2019“, LPV GmbH, Neuwied.

Die Gehaltsstudie „GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2019“ im Umfang von ca. 220 Seiten DIN A4 kann bezogen werden über die LPV GmbH, Hülsebrockstraße 2–8, 48165 Münster, Tel.: 02631/879 400, www.bbe-media.de. Der Preis beträgt 399 € inkl. MwSt. zzgl. 5,80 € Versandkosten. Zum Werk gehört eine interaktive CD-ROM, die über eine Suchmaske die schnelle und detaillierte Abfrage von Vergleichswerten unter Verknüpfung mehrerer Suchkriterien (z.B. Branche, Jahresumsatz, Mitarbeiterzahl, Umsatzrendite, Geschäftsführerzahl) ermöglicht.

Verlag Dr. Otto-Schmidt vom 23.11.2018 14:21