Dr. Hans-Martin Schmidt zum 75. Geburtstag

Am 4. August 2004 hat Dr. Hans-Martin Schmidt, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Centrale für GmbH und Verlag Dr. Otto Schmidt KG sowie bis 1994 persönlich haftender Gesellschafter und Verleger, sein 75. Lebensjahr vollendet. Werdegang, Wirken und Lebenswerk seiner Verlegertätigkeit habe ich anläßlich seines 65. Geburtstags dargestellt und gewürdigt (GmbHR 1994, 581).

Hans-Martin Schmidt war -- und ist -- ein Verleger aus Leidenschaft. Seine Zuwendung zu den Autoren des Verlags, seine Beharrlichkeit bei der Verfolgung langfristiger Verlagsprojekte, das Streben nach Qualität in jedem Detail, die permanente Überprüfung des eigenen Wirkens an den Benutzer- und Leserinteressen, das war und ist beispielhaft und prägend. 1994 habe ich festgestellt: Hans-Martin Schmidt "hinterläßt ein kräftiges und vitales Verlagsunternehmen, das er mit langem Atem über die angestammten Verlagsbereiche hinaus entwickelt hat." Die Entwicklung des Verlags nach seinem Ausscheiden hat gezeigt, wie kraftvoll und solide das Verlagsprogramm angelegt war und welche solide Grundlage es in Ausrichtung und Qualität für die weitere Entwicklung des Verlags ist.

Auch nach seinem Ausscheiden aus der Geschäftsführung hat Hans-Martin Schmidt als Vorsitzender des Gesellschafterausschusses die Entwicklung des Verlags als Ratgeber, Gesprächspartner und kritischer Beobachter begleitet und auf diese Weise zur Kontinuität der Unternehmenskultur beigetragen. Gerade im Hinblick auf die Entwicklung der elektronischen Medien, die für die Verlage mit ganz erheblichen Investitionen verbunden sind, hat er den Kurs der Verlagsgruppe Dr. Otto Schmidt nachdrücklich unterstützt. Nicht zuletzt die innovativen Investitionen des Verlags (die Gründung des Onlinedienstes LEGIOS, der Anwalt-Suchservice, die Centrale für Mediation) wären ohne seine nachdrückliche Unterstützung und seine Überzeugungskraft nicht möglich gewesen.

Hans-Martin Schmidt, so habe ich es 1994 formuliert, hat eine beeindruckende Verlegerbilanz vorzuweisen. Seine Zwischen-Lebensbilanz ist aber nicht nur als Verleger und Unternehmer, sondern auch als Person bemerkenswert. Er ist -- weit über seine beruflichen Interessen hinaus -- ein umfassend gebildeter Zeitgenosse. Hervorzuheben ist das Interesse, das er dem Thema Evolution in all seinen Facetten entgegenbringt. Diesen Themen hat er sich mit großem Einsatz und Aufgeschlossenheit für alles neue in den letzten 10 Jahren gewidmet. Die von ihm initiierte "Stiftung Apfelbaum" (Lernprojekt Ko-Evolution und Integration) fördert Projekte, Publikationen und Aktivitäten gesellschaftlicher Gruppen. Sie hat bereits eine beeindruckende Erfolgsbilanz aufzuweisen, die unverkennbar die Handschrift von Hans-Martin Schmidt und seiner Familie trägt. Zum Beispiel das "Handbook of Evolution of Human Societies and Cultures" (Verlag VCH Wiley, 2004) und der "Global Contract Report" (ebenfalls 2004) sind beeindruckende Ergebnisse dieser Fördertätigkeit. Auch die "Integrationspreise" der Stiftung -- unter den Preisträgern: Kurt Biedenkopf, Eugen Drewermann, Rupert Neudieck und Alice Schwarzer -- vergibt Auszeichnungen, die jenseits der klassischen Kultur- und Wissenschaftspreise Personen und Gruppen ermuntern und würdigen sollen, über die Grenzen herkömmlichen Denkens hinaus integrativ zu wirken.

Intensiv hat sich Hans-Martin Schmidt in jüngster Zeit auch mit dem Thema "Familienunternehmen" befaßt. An dem Forschungsprojekt "Erfolgsmuster von Mehrgenerationen-Familienunternehmen" der Universität Witten/Herdecke (Deutsche Bank Institut für Familienunternehmen) hat er aktiv mitgewirkt und seine langjährigen Erfahrungen als Familienunternehmer eingebracht. Inzwischen ist ein Bericht über dieses Forschungsprojekt in den "Wittener Diskussionspapieren" -- Sonderheft Nr.2, Juni 2004 -- der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft erschienen. Gerade nach den hinter uns liegenden Jahren des Aufstiegs und Falls von Internet- und IT-Unternehmen -- und der Vergeudung von Ressourcen des Kapitalmarkts -- sind die positiven Beispiele erfolgreicher Familienunternehmen, die vor allem auf langfristige Entwicklung setzen, wieder mehr ins Bewußtsein gerückt. Gerade auch in diesem Bereich spielt das Thema Evolution und Wandel eine große Rolle -- Hans-Martin Schmidt ist sich auch hier seiner intellektuellen Neugier treu geblieben.

Im Jahre 2005 feiert der Verlag Dr. Otto Schmidt und die Centrale für GmbH ihr 100-jähriges Bestehen. Von dieser Zeit war Hans-Martin Schmidt ein gutes Drittel, über 35 Jahre, im Verlag Dr. Otto Schmidt tätig. Ich wünsche ihm, daß er seinem Verlag noch lange als Berater und Gesprächspartner zur Verfügung steht -- ohne seine übrigen Interessen zu vernachlässigen. Ich wünsche ihm weiterhin intellektuelle Neugier und Begeisterung sowie die Vitalität und Gesundheit, die dazu gehört. Und wir freuen uns darauf, gemeinsam mit ihm das 100-jährige Jubiläum im nächsten Jahr zu begehen.

Karl-Peter Winters
Geschäftsführender Gesellschafter
der Centrale für GmbH und
des Verlags Dr. Otto Schmidt


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